Stark in die Grundschule starten
Leitung
Prof. Dr. Petra Stanat
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Dr. Carola Schnitzler (Koordination)
Dr. Katrin Wolf (Koordination)
Johanna Busse
Lisa Tinkl
Verbund- und Kooperationspartner
Prof. Dr. Michael Krelle (Verbundpartner im Teilprojekt Sprache, TU Chemnitz)
Prof. Dr. Hedwig Gasteiger (Verbundpartner im Teilprojekt Mathematik, Universität Osnabrück) in Kooperation mit Prof. Dr. Julia Bruns (Universität Paderborn)
Prof. Dr. Ulrich Trautwein (Kooperationspartner im Teilprojekt Selbstregulation und motivational-emotionale Orientierungen)
Laufzeit
01.07.2024 bis 30.06.2027
Was ist StarS?
Das Projekt „StarS – Stark in die Grundschule starten“ fokussiert den Übergang vom Elementar- zum Primarbereich. Kinder beginnen ihre Schullaufbahn mit unterschiedlichen individuellen Lernvoraussetzungen. Diese teils erheblichen Unterschiede stellen Grundschulen vor besondere Herausforderungen. Kinder, die ihre Schullaufbahn mit ungünstigen individuellen Lernvoraussetzungen beginnen, können diese in der weiteren Schullaufbahn kaum aufholen. Forschungsergebnisse zeigen, dass dies insbesondere sozial benachteiligte Schüler*innen betrifft, da die Kompetenzentwicklung in den ersten Lebensjahren stark von der sozialen Herkunft abhängt (z.B. Skopek & Passaretta, 2021). Um Startnachteile ausgleichen zu können, benötigen Kinder frühzeitig eine gezielte schulische Förderung. Genau hier setzt StarS an. Das Projekt trägt zur Sicherung der bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK in einem effizienten und sozial gerechten schulischen Bildungssystem bei, das allen Schüler*innen einen guten Start in die Schule ermöglicht und dafür sorgt, dass sie am Ende der Primarstufe die Mindeststandards in den Fächern Deutsch und Mathematik nicht verfehlen und somit über eine solide Basis für den Kompetenzerwerb in der Sekundarstufe verfügen (Stanat, 2023).
Was ist das Ziel von StarS?
Möglichst alle Kinder sollen in der Grundschule basale (schrift-)sprachliche und mathematische Fähigkeiten erwerben (SWK, 2022). StarS zielt auf die hierfür notwendigen Grundlagen ab, die bei Kindern mit ungünstigen Lernvoraussetzungen durch eine gezielte schulische Förderung während der Schuleingangsphase erst geschaffen werden müssen. Hierbei werden in StarS nicht nur kognitive Grundlagen für den Erwerb von Basiskompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik berücksichtigt, sondern auch Aspekte der Selbstregulation, also die Fähigkeit zum angemessenen Umgang mit eigenen Emotionen und zur Aufmerksamkeits- und Verhaltenssteuerung, und motivational-emotionale Orientierungen wie beispielsweise schulisches Interesse und Lernfreude. Selbstregulationskompetenzen und motivational-emotionale Orientierungen sind überfachlich relevant für die Entwicklung schulischer Kompetenzen.
Wie soll dieses Ziel erreicht werden?
In StarS werden Erhebungsinstrumente für die Schuleingangsphase und Materialien zur Unterstützung von Grundschulleitungen und -lehrkräften entwickelt und evaluiert. Diese sind auf zwei Ebenen des Bildungssystems ausgerichtet:
- Systemmonitoring: Mit StarS wird das nationale Bildungsmonitoring um einen weiteren Messzeitpunkt erweitert. Orientiert am Vorgehen der IQB-Bildungstrend-Studien in der vierten und neunten Jahrgangsstufe soll regelmäßig wissenschaftlich untersucht werden, wie gut der Übergang vom Elementar- in den Primarbereich gelingt. Kenntnisse über die Lernausgangslagen von Schüler*innen am Schulbeginn und ihre Lernentwicklung während des ersten Grundschuljahrs dienen der Bildungsadministration als Grundlage einer evidenzbasierten Steuerung. Für ein nationales Bildungsmonitoring am Schulanfang werden in StarS Erhebungsinstrumente zur Erfassung zentraler grundlegender sprachlicher und mathematischer Fähigkeiten sowie von Kompetenzen im Bereich Selbstregulation und motivational-emotionale Orientierungen zu Beginn der ersten und zweiten Klassenstufe entwickelt, pilotiert, normiert und längsschnittlich validiert.
- Schul- und Unterrichtsentwicklung: StarS unterstützt Grundschulleitungen und -lehrkräfte dabei, die Lernausgangslagen ihrer Schüler*innen am Schulbeginn zu bestimmen und daraufhin ihre Lernentwicklung gezielt und ihren individuellen Bedarfen entsprechend während der Schuleingangsphase zu fördern. Dafür werden länderübergreifende Materialien für die schulische Praxis (Diagnostik und Förderung) sowie für die Professionalisierung von Grundschulleitungen und -lehrkräften entwickelt und evaluiert:
- zeitökonomische, gut handhabbare und hauptsächlich digitale Erhebungsinstrumente zur Untersuchung der individuellen Lernausgangslage zu Beginn der 1. Klasse und zur Lernentwicklungsdiagnostik zu Beginn der 2. Klasse in den Bereichen Sprache und Mathematik sowie Selbstregulation und motivational-emotionale Orientierungen
- Kriterien zur Auswahl von Programmen und Materialien zur schulischen Förderung in den überprüften Bereichen, mit denen qualitativ hochwertige Fördermaßnahmen während der Schuleingangsphase gestaltet werden können, in denen Schüler*innen entsprechend ihrer individuellen Bedarfe möglichst passgenau und im Hinblick auf die Entwicklung (schrift-)sprachlicher und mathematischer Basiskompetenzen sowie ihrer Selbstregulationskompetenzen und motivational-emotionaler Ressourcen gezielt gefördert werden
- Fortbildungen im Blended-Learning-Format und weitere Schulungsmaterialien (z. B. Erklärvideos) zur Unterstützung von Schulleitungen und Lehrkräften bei der effektiven und systematischen Nutzung der Ergebnisse der Lernausgangslagenuntersuchung und Lernentwicklungsdiagnostik für die Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Schuleingangsphase mit dem Fokus Ausgleich von Startnachteilen
Bei der Entwicklung der Erhebungsinstrumente, der Qualitätskriterien für Förderprogramme und -materialien sowie der Fortbildungen arbeitet das IQB eng mit den fachdidaktischen Verbundpartnern und weiteren Forschungskooperationspartnern zusammen. Alle Entwicklungen finden im engen Austausch mit den Ländern statt, um die Anschlussfähigkeit von StarS an bestehende Verfahren bestmöglich zu sichern. Die Entwicklung der Erhebungsinstrumente wird außerdem flankiert durch umfassende technische Entwicklungen:
- Erweiterung der Präsentationsebene (Frontend) des IQB-Testsystems, über das die Erhebungsinstrumente ausgeliefert werden, für die Schuleingangsphase unter besonderer Berücksichtigung der UI/UX von Schüler*innen zu Beginn der Klassenstufen 1 und 2
- Entwicklung eines Portalsystems für die Organisation und Durchführung der Lernausgangslagenuntersuchung und Lernentwicklungsdiagnostik durch die Länder sowie die Ausgabe der Ergebnisrückmeldungen für die drei Hauptnutzungsgruppen Bildungsadministration, Schulleitung und Lehrkraft
Aktuell befindet sich das Projekt in einer dreijährigen Entwicklungsphase, die nach der ersten Studie zur Normierung der Verfahren zur Lernausgangslagendiagnostik in der ersten Klassenstufe endet. Mitte des Jahres 2026 wird über die Fortsetzung von StarS entschieden.
Ausgewählte Literatur
- Skopek, J., & Passaretta, G. (2020). Socioeconomic inequality in children’s achievement from infancy to adolescence: The case of Germany. Social Forces, 100(1), 86-112. https://doi.org/10.1093/sf/soaa093
- Stanat, P. (2023). Unterrichtsentwicklung an Bildungsstandards orientieren. BiSS-Transfer Journal, 17, 7-10. https://www.biss-sprachbildung.de/wp-content/uploads/2023/06/BiSS-Journal_17-web.pdf
- SWK. Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (2022). Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule. Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK). http://dx.doi.org/10.25656/01:25542