Testaufgabenentwicklung, Normierung und Entwicklung von Kompetenzstufenmodellen zu den weiterentwickelten Bildungsstandards im Primarbereich und in der Sekundarstufe I (BiStaTest)
Im Jahr 2020 hat die Kultusministerkonferenz (KMK) entschieden, die Bildungsstandards für den Primarbereich und die Sekundarstufe I weiterzuentwickeln. Zudem soll das Testsystem des IQB auf technologiebasiertes Testen (TBA) umgestellt werden. Zur Umsetzung dieser weitreichenden Beschlüsse wird das IQB in den kommenden Jahren sein Testsystem umfassend modernisieren. Hierzu ist es erforderlich, eine große Menge neuer Testaufgaben zu entwickeln, empirisch zu erproben und schließlich in repräsentativen Stichproben zu normieren, um auf dieser Grundlage Kompetenzstufenmodelle zu den weiterentwickelten Bildungsstandards zu erarbeiten.
Ziele
Bis Ende 2029 sollen neue Aufgabenpools für die Fächer Deutsch und Mathematik (Primarbereich und Sekundarstufe I), die erste Fremdsprache (Englisch, Französisch; Sekundarstufe I) und die Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik; Sekundarstufe I) entwickelt werden, um die weiterentwickelten Bildungsstandards angemessen abbilden zu können. Die Aufgabenerstellung, ‑erprobung und -normierung soll in einem computerbasierten Format erfolgen, um den Weg für technologiebasierte Erhebungen zum Erreichen der Bildungsstandards zu ebnen. Am Ende dieses Prozesses werden auf Basis der neuen Aufgaben und der damit erhobenen Daten die Kompetenzstufenmodelle des IQB für die einzelnen Fächer und Kompetenzbereiche überarbeitet und der KMK zur Beschlussfassung vorgelegt. Daraufhin werden die neuen Testaufgaben insbesondere in zukünftigen technologiebasierten Studien zum Bildungsmonitoring (IQB-Bildungstrends ab dem Jahr 2027) zum Einsatz kommen, während die überarbeiteten Kompetenzstufenmodelle sowohl für das Monitoring als auch für die Vergleichsarbeiten (VERA) bedeutsam sind.
Vorgehensweise
Für jedes Fach erfolgt im ersten Schritt die Testaufgabenentwicklung in der für die Aufgabenentwicklung am IQB bewährten Weise, d. h. durch erfahrene Lehrkräfte, die durch das IQB und Kooperationspartner*innen aus der Fachdidaktik für diese Aufgabe geschult und beraten werden.
Sämtliche neu entwickelte Aufgaben werden fachdidaktisch bewertet, sprachlich auf Verständlichkeit überprüft und gegebenenfalls nochmals durch die Aufgabenentwickler*innen überarbeitet. Anschließend werden die Testaufgaben in einzelnen Schulklassen vorerprobt (Präpilotierung). Innovative Aufgabenformate, bei denen spezielle Bearbeitungswerkzeuge zum Einsatz kommen (z. B. GeoGebra) werden zusätzlich in Cognitive Labs im TBA-Projekt auf Nutzer*innenfreundlichkeit hin erprobt. Die Vorerprobung soll sicherstellen, dass die Schüler*innen die Aufgabenformate und Fragestellungen in der beabsichtigten Weise verstehen. Gegebenenfalls werden die Aufgaben nach dieser ersten Überprüfung ein weiteres Mal überarbeitet.
Im Anschluss an die Präpilotierung folgt eine größer angelegte Pilotierungsstudie in zufällig ausgewählten Schulklassen aus mehreren Bundesländern. Auf Basis dieser Pilotierung werden unter anderem die Aufgabenschwierigkeiten und weitere statistische Kennwerte ermittelt, um so Anhaltspunkte für letzte Überarbeitungen zu erhalten und Aufgaben für den finalen Aufgabenpool auswählen zu können.
Im nächsten Schritt werden die Testaufgaben in einer umfangreichen Normierungsstudie einer für Deutschland insgesamt repräsentativen Stichprobe von Schüler*innen aus allen Bundesländern vorgelegt, um die Schwierigkeit der Testaufgaben in der jeweiligen Gesamtpopulation zu bestimmen und eine Metrik (Punkteskala) festzulegen. Die Ergebnisse der Normierungsstudie werden herangezogen, um die Kompetenzstufenmodelle des IQB für die verschiedenen Fächer zu überarbeiten. Hierzu wird mit Expert*innen aus Fachdidaktik, Bildungsforschung und Bildungsadministration ein sogenanntes Standard-Setting-Verfahren durchgeführt. Das Ergebnis dieses Verfahrens wird abschließend der KMK zur Beschlussfassung vorgelegt.
Zeitplan
Der Gesamtprozess gliedert sich in drei aufeinanderfolgende, zeitlich überlappende Abschnitte entsprechend der verschiedenen Fächer und Schulstufen. Zuerst werden Aufgaben für die Fächer Deutsch und Mathematik im Primarbereich entwickelt, pilotiert und normiert. Zeitlich um ein Jahr versetzt beginnt der Entwicklungsprozess für die sprachlichen Fächer in der Sekundarstufe I (Deutsch, Englisch, Französisch). Weitere zwei Jahre später startet schließlich die Aufgabenentwicklung zum Fach Mathematik und zu den Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) in der Sekundarstufe I.
- Deutsch und Mathematik (Primarstufe):
- Aufgabenentwicklung: ab Herbst 2022
- Pilotierungserhebung: Frühjahr 2024
- Normierungserhebung: Frühjahr 2026
- Erarbeitung der Kompetenzstufenmodelle: Sommer bis Winter 2026
- Deutsch, Englisch und Französisch (Sekundarstufe I):
- Aufgabenentwicklung: ab Herbst 2023
- Pilotierungserhebung: Frühjahr 2025
- Normierungserhebung: Frühjahr 2027
- Erarbeitung der Kompetenzstufenmodelle: Sommer bis Winter 2027
- Mathematik, Biologie, Chemie und Physik (Sekundarstufe I):
- Aufgabenentwicklung: ab Herbst 2025
- Pilotierungserhebung: Frühjahr 2027
- Normierungserhebung: Frühjahr 2029
- Erarbeitung der Kompetenzstufenmodelle: Sommer bis Winter 2029