Entwicklung und Normierung der Basiskompetenztests
Im Rahmen des Projekts Technologiebasiertes Assessment (TBA II) werden vom IQB in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Fachdidaktik Deutsch und Mathematik basale Fähigkeits- bzw. Basiskompetenztests für die formative Diagnostik in der Primarstufe entwickelt.
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Was sind Basiskompetenzen?
Als Basiskompetenzen (auch basale Kompetenzen) werden hier grundlegende domänenspezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten verstanden, die im jeweiligen Kompetenzbereich (z. B. Leseflüssigkeit im Lesen, Zahlen- und Mengenverständnis sowie Rechenfertigkeiten in Mathematik) notwendig sind, um erfolgreich weiterlernen zu können.
Beispielsweise ist es wichtig, dass basale Lesefähigkeiten bei den Schüler*innen altersangemessen ausgeprägt und möglichst gut automatisiert sind, sodass sie einzelne Wörter und Sätze schnell und sicher richtig dekodieren können. Dies ist die Voraussetzung dafür, Informationen auf lokaler Ebene, also aus benachbarten Sätzen, verknüpfen (lokale Kohärenz) sowie einen Text als Ganzes erfassen zu können (globale Kohärenz).
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Die Tests werden von den Kindern am Tablet oder am Computer/Laptop bearbeitet, sie sind wie kleine Rätselaufgaben spielerisch angelegt und dauern zum Teil nur einige Minuten, sodass sie sich gut in den Unterricht integrieren lassen. Die Basiskompetenztests werden im Fach Deutsch für die Bereiche Lesen, Zuhören und Orthografie entwickelt und im Fach Mathematik für die Bereiche Zahlen und Operationen, Raum und Form sowie Größen und Messen.
Die Basiskompetenztests können von Lehrkräften in der zweiten und dritten Jahrgangsstufe zu mehreren Messzeitpunkten im Vorfeld von VERA-3 eingesetzt werden. Durch die wiederholte Überprüfung der sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen und eine darauf bezogene gezielte Förderung soll das Erreichen der Bildungsstandards, insbesondere der Mindeststandards, besser gesichert werden. Darüber hinaus sollen die Lehrkräfte frühzeitig mit Ergebnissen aus standardisierter (formativer) Diagnostik für die datenbasierte Unterrichtsentwicklung als Teil ihrer professionellen Kompetenz vertraut gemacht werden.
Die Basiskompetenztests werden von fachdidaktischen Expert*innen entwickelt, zunächst in Schulen erprobt und anschließend an einer repräsentativen Schüler*innenstichprobe normiert. Für die erfolgreiche Nutzung der Ergebnisse der formativen Tests wird ein Blended-Learning-Konzept für die Lehrkräftefortbildung entwickelt und dessen Wirksamkeit in einer längsschnittlichen experimentellen Begleitstudie überprüft.
Erprobung der Basiskompetenztests
Die neuen Aufgaben werden zunächst erprobt, bevor sie später von Lehrkräften eingesetzt werden. Im Rahmen der Erprobungsstudien wird beispielsweise festgestellt, ob die Schwierigkeit der Aufgaben für Kinder in der 2. und 3. Jahrgangsstufe angemessen ist.
Die Erprobungsstudie für den Basiskompetenztest im Bereich Lesen wurde im Frühjahr 2024 durch das IQB vorbereitet und gemeinsam mit dem federführenden Land Schleswig-Holstein durchgeführt.
Durchführungszeitraum: Mai-Juni 2024
Stichprobe: insgesamt 972 Schüler*innen aus 13 Grundschulen in Schleswig-Holstein
Die Basiskompetenztests in den Bereichen Deutsch Zuhören und Orthografie sowie Mathematik werden im Frühjahr 2025 erprobt. Dabei erfolgt die Vorbereitung durch das IQB und die Durchführung gemeinsam mit dem federführenden Land Schleswig-Holstein.
Durchführungszeitraum: Mai-Juni 2025
Stichprobe: insgesamt ca. 1900 Schüler*innen aus 23 Grundschulen in Schleswig-Holstein.
Normierung der Basiskompetenztests
Im Rahmen der Normierungsstudie werden alle Basiskompetenztests von einer repräsentativen Schüler*innenstichprobe bearbeitet. Ziel ist es, Norm- bzw. Referenzwerte zu ermitteln, die später in der Praxis zur Einordnung der individuellen Testergebnisse genutzt und auf deren Grundlage Förderempfehlungen abgeleitet werden können. Die Normierungsstudie findet in den Bundesländern Bayern, Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein statt.
Durchführungszeitraum: Der 1. Messzeitpunkt findet im März 2025 in der 2. Jahrgangsstufe und der 2. Messzeitpunkt im April/Mai 2026 in der 3. Jahrgangsstufe in denselben Klassen statt, die am 1. Messzeitpunkt teilgenommen haben. Zudem ist in weiteren Klassen der 2. Jahrgangsstufe im ersten Quartal 2026 eine einmalige Erhebung geplant.
Stichprobe: pro Erhebung jeweils ca. 2500 Schüler*innen der 2. bzw. der 3. Jahrgangsstufe aus ca. 75 Grundschulen in acht Bundesländern.
Begleitstudie zur Nutzung der Ergebnisse aus den Basiskompetenztests
In den Jahren 2025 und 2026 werden die Basiskompetenztests auch erstmals im praktischen Schulkontext mit Lehrkräften in Schleswig-Holstein eingesetzt. In Rahmen einer Begleitstudie besuchen die Lehrkräfte der Experimentalgruppe vor und während des Einsatzes der BKTs eine Blended-Learning-Fortbildung, deren Wirksamkeit auf die professionellen Kompetenzen der Lehrkräfte (z. B. Wissen und Überzeugungen zur Nutzung formativer Basiskompetenztests), ihre Unterrichtsgestaltung und den Lernerfolg der Schüler*innen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe untersucht wird, die nicht an der Fortbildung teilnimmt.
Die Studie umfasst über einen Zeitraum von knapp 1,5 Schuljahren drei Messzeitpunkte bei Lehrkräften und Schüler*innen.
Durchführungszeitraum: Die Basiskompetenztests werden in den Schulen im März 2025 in der 2. Jahrgangsstufe, im September/Oktober 2025 in der 3. Jahrgangsstufe und im April/Mai 2026 nochmals in der 3. Jahrgangsstufe eingesetzt. Die Fortbildungsveranstaltungen und Lehrkräftebefragungen finden in den Zeiträumen Januar-März 2025, September-November 2025 und Mai 2026 statt.
Stichprobe: Insgesamt ca. 400 Lehrkräfte (davon jeweils 200 in der Experimental- bzw. Kontrollgruppe) mit ca. 4000 Schüler*innen der 2. und 3. Jahrgangsstufe aus 100 Grundschulen in Schleswig-Holstein.