BeFo II
Vertiefende Analysen zu Bedingungen der Wirksamkeit sprachsystematischer und fachbezogener Sprachförderung bei Grundschulkindern nicht-deutscher Herkunftssprache
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Laufzeit
01. Juni 2012 bis 31.Mai 2015 (verlängert bis 31.11.2015)
Ergebnisse aus Schulleistungsstudien haben gezeigt, dass in Deutschland Schüler*innen aus zugewanderten Familien deutlich weniger erfolgreich sind als Schüler*innen ohne Zuwanderungshintergrund. Gleichzeitig ist über die Effektivität von verschiedenen Maßnahmen der Förderung dieser Schülergruppe wenig bekannt. Anknüpfend an Vorarbeiten aus dem Jacobs-Sommercamp-Projekt zur Förderung von Deutsch als Zweitsprache bei Kindern aus zugewanderten Familien (Stanat, Becker, Baumert, Lüdtke & Eckhardt, 2012) wurden in der ersten Förderphase des BeFo-Projekts (BeFo I) zwei theoretisch fundierte Ansätze der Zweitsprachförderung weiterentwickelt und im Rahmen eines feldexperimentellen Designs auf ihre Wirksamkeit überprüft (Rösch & Stanat, 2011; Felbrich, Darsow, Paetsch & Stanat, 2012). Dabei handelte es sich um eine formfokussierte Sprachförderung mit „focus on form“ (FoF) durch sprachsystematischen Unterricht in Deutsch als Zweitsprache und um eine bedeutungsfokussierte Sprachförderung mit „focus on meaning“ (FoM) durch fachbezogenen Unterricht in den Fächern Mathematik und Sachunterricht (Darsow, Paetsch, Stanat & Felbrich, 2012; Rösch, Rotter & Darsow, 2012; Darsow, Paetsch & Felbrich, 2012). Zusätzlich zu diesen beiden Treatmentgruppen wurde eine Wartekontrollgruppe in die Erhebungen einbezogen, die die Förderung zu einem späteren Zeitpunkt erhielt. Zur Prüfung der Wirksamkeit der Treatments und der Nachhaltigkeit der Effekte wurden zu insgesamt vier Messzeitpunkten Leistungserhebungen durchgeführt.
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die im Rahmen der Studie getesteten Kinder in einigen der untersuchten Kompetenzbereiche verbessern konnten. Für die Kinder in der Fördergruppe mit FoM lassen sich leichte Vorteile zur Kontrollgruppe vor allem in denjenigen Kompetenzbereichen nachweisen, die durch den Ansatz direkt gefördert worden sind (Wortschatz, Mathematik). In der Fördergruppe mit FoF lassen sich ebenfalls leichte Vorteile zur Kontrollgruppe im Bereich Wortschatz nachweisen.
In der zweiten Förderphase des Projekts (BeFo II) sollen die Erkenntnisse der ersten Förderphase zur Wirksamkeit der beiden Förderansätze durch weitere Analysen vertieft werden. Es werden drei Ziele verfolgt:
- Erstens sollen die Ergebnisse der ersten Förderphase, die auf Analysen von Papier-und-Bleistift-Verfahren beruhen, durch die Auswertung mündlicher Sprachproben ergänzt werden. Damit werden Aussagen darüber möglich, inwieweit sich die Förderung auf die mündliche Sprachproduktion der geförderten Kinder positiv ausgewirkt hat.
- Zweitens sollen die Wirkbedingungen der beiden Förderansätze genauer bestimmt werden. Hierzu wird das umfangreiche Videomaterial, das im Rahmen der Förderung gesammelt wurde, systematisch analysiert. Im Fokus dieser Analyse stehen dabei verschiedene Formen sprachlich aktivierenden Lehrerverhaltens, die den Effekten der beiden Förderansätze zugrunde liegen sollten. Damit wird es möglich, Rückschlüsse über die spezifischen Wirkbedingungen der Ansätze zu ziehen, die in die Aus- und Weiterbildung von Grundschullehrkräften einfließen können.
- Drittens sollen für das in der ersten Projektphase entwickelte Testverfahren zur Erfassung grammatikalischer Basiskompetenzen, das sich im Projekt bewährt hat, Normen für Grundschulkinder deutscher sowie nicht-deutscher Herkunftssprache in den Jahrgangsstufen 3 und 4 entwickelt werden. Dies ist auch für die pädagogische Praxis von erheblicher Relevanz, da für diese Altersgruppen derzeit kein leicht einsetz- und auswertbares Gruppentestverfahren zur Erfassung grammatikbezogener Kompetenzen verfügbar ist, das erlaubt, die Kompetenzen einzelner Kinder in die Verteilung der Referenzpopulation einzuordnen.
- Aus den Erkenntnissen der BeFo-Projekte werden sich wichtige Hinweise für die Umsetzung von Sprachfördermaßnahmen und somit für die Verbesserung der sprachlichen Kompetenzen von Kindern nicht-deutscher Herkunftssprache ableiten lassen.
Ausgewählte Publikationen & Literatur
- *Darsow, A., Paetsch, J. & Felbrich, A. (2012). Konzeption und Umsetzung der fachbezogenen Sprachförderung im BeFo-Projekt. In S. Jeuk & J. Schäfer (Hrsg.), Deutsch als Zweitsprache in Kindertageseinrichtungen und Schulen (S. 215 – 234). Stuttgart: Fillibach bei Klett.
- *Darsow, A., Paetsch, J., Stanat, P. & Felbrich, A. (2012). Ansätze der Zweitsprachförderung: Eine Systematisierung. Unterrichtswissenschaft, 40, 64 – 82.
- *Felbrich, A., Darsow, A., Paetsch, J. & Stanat, P. (2012). Die BeFo-Interventionsstudie – Sprachsystematische und fachbezogene Sprachförderung in der Grundschule. In F. Hellmich, S. Förster & F. Hoya (Hrgs.), Bedingungen des Lehrens und Lernens in der Grundschule. Tagungsband Sektionstagung Grundschulpädagogik 2012 (S. 211 – 214), Paderborn: Springer.
- *Felbrich, A., Stanat, P., Paetsch, J. & Darsow, A. (2012). Das Erkenntnispotenzial experimenteller Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit von Sprachfördermaßnahmen. In B. Ahrenholz (Hrsg.), Einblicke in die Zweitspracherwerbsforschung und ihre methodischen Verfahren (S. 145 – 172). Berlin: De Gruyter Mouton.
- *Rösch, H. & Rotter, D. & Darsow, A. (2012). FoF und FoM: Konzeption der sprachsystematischen und fachbezogenen Zweitsprachförderung im BeFo-Projekt. In B. Ahrenholz (Hrsg.), Sprachstand erheben – Spracherwerb erforschen (S. 173 – 186). Stuttgart: Fillibach bei Klett.
- *Rösch, H. & Stanat, P. (2011). Bedeutung und Form (BeFo): Formfokussierte und bedeutungsfokussierte Förderung in Deutsch als Zweitsprache. In N. Hahn, T. Roelcke (Hrsg.), Grenzen überwinden mit Deutsch. Beiträge der 37. Jahrestagung DaF an der PH Freiburg (MatDaF Bd. 85), S. 149 – 161. Göttingen: Universitätsverlag.
- Stanat, P., Becker, M., Baumert, J., Lüdtke, O. & Eckhardt, A. (2012). Improving second language skills of immigrant students: A field trial study evaluating the effects of a summer learning program. Learning and Instruction, 22, 159 – 170.
Anmerkung. Mit * gekennzeichnete Publikationen sind im Rahmen des Projekts entstanden.