IQB-Bildungstrend 2024
Am 16. Oktober 2025 wurden die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2024 in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Berichtsband ist beim Waxmann Verlag publiziert und steht zum kostenfreien Download zur Verfügung.
Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2024 fallen besorgniserregend aus. In allen vier untersuchten Fächern werden die Regelstandards seltener erreicht und die Mindeststandards häufiger verfehlt als noch 2018 bzw. 2012. Im Jahr 2024 verfehlen im Fach Mathematik insgesamt knapp 9 Prozent aller Neuntklässler*innen den Mindeststandard für den Ersten Schulabschluss (ESA) und ungefähr 34 Prozent den Mindeststandard für den Mittleren Schulabschluss (MSA). Auch in der Teilpopulation der Neuntklässler*innen, die mindestens den MSA anstreben, sind die Entwicklungen ungünstig. Hier hat sich der Anteil der Jugendlichen, die den Mindeststandard für den MSA verfehlen, um rund 5 bis 9 Prozentpunkte erhöht und liegt im Jahr 2024 bei etwa 24 Prozent der Jugendlichen in Mathematik bzw. 10 Prozent in Biologie, 25 Prozent in Chemie und 16 Prozent in Physik (jeweils Fachwissen). Die Anteile der Neuntklässler*innen, die in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern die abschlussbezogenen Anforderungen der Bildungsstandards nicht erfüllen, sind also erheblich gestiegen und insbesondere in den Fächern Mathematik und Chemie im Jahr 2024 deutlich zu hoch.
Am IQB-Bildungstrend 2024 haben Schüler*innen der 9. Jahrgangsstufe aus allen Ländern in der Bundesrepublik Deutschland teilgenommen. In den nach einem Zufallsverfahren gezogenen Schulen wurden ebenfalls per Zufall eine oder zwei Klassen bestimmt, die an der Testung teilnahmen. An Förderschulen wurde davon abweichend in der Regel eine größere Testgruppe gebildet, die mehrere Lerngruppen umfasste. Die Erhebungen zum IQB-Bildungstrend 2024 wurden im Zeitraum März bis Juli 2024 durchgeführt, wobei der konkrete Zeitraum zwischen den einzelnen Ländern leicht variierte.
In den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) für das Fach Mathematik werden auf der Basis fachdidaktisch begründeter Kompetenzmodelle sechs allgemeine und fünf inhaltsbezogene mathematische Kompetenzen unterschieden, die das gesamte Spektrum mathematischen Arbeitens beschreiben. Die allgemeinen mathematischen Kompetenzen umfassen Mathematisch argumentieren, Probleme mathematisch lösen, Mathematisch modellieren, Mathematische Darstellungen verwenden, Mit symbolischen, formalen und technischen Elementen der Mathematik umgehen und Kommunizieren. Bei den inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen handelt es sich um Zahl (Leitidee 1), Messen (Leitidee 2), Raum und Form (Leitidee 3), Funktionaler Zusammenhang (Leitidee 4) sowie Daten und Zufall (Leitidee 5). Im IQB-Bildungstrend 2024 wurden Aufgaben zu allen oben genannten Kompetenzen eingesetzt.
Die Grundlage für die Entwicklung der Bildungsstandards in den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik bildet ein gemeinsames Konzept der naturwissenschaftlichen Grundbildung, das für die drei Fächer mit den vier gemeinsamen Kompetenzbereichen Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Bewertung und Kommunikation konkretisiert wurde. Im IQB-Bildungstrend 2024 wurden Kompetenzen aus den Bereichen Fachwissen und Erkenntnisgewinnung in allen drei naturwissenschaftlichen Fächern erfasst.
Im IQB-Bildungstrend 2024 wurden auch schulische und außerschulische Lernbedingungen erfasst. Dies diente beispielsweise dazu zu überprüfen, ob verschiedene Gruppen von Schüler*innen in der Schule gleich gut lernen und welche Zusammenhänge zwischen den Rahmenbedingungen des Lehrens und Lernens und der Kompetenzentwicklung von Schüler*innen bestehen. Dazu wurden die Schüler*innen, ihre Eltern, ihre Fachlehrkräfte in den einbezogenen Fächern sowie die Schulleiter*innen der teilnehmenden Schulen schriftlich befragt. Weiterhin wurden Indikatoren für die kognitiven Grundfähigkeiten der Schüler*innen erhoben, um sie bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigen zu können. Mit der Erfassung von Hintergrundvariablen werden fundierte und differenzierte Analysen der Ergebnisse der Studie ermöglicht, die wichtige Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung der Bildungssysteme der Länder liefern können.
Der IQB-Bildungstrend bildet einen wichtigen Bestandteil der Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring und wurde auf Beschluss der Kultusminister*innen der Länder durchgeführt. Die wissenschaftliche und datenschutzrechtliche Gesamtverantwortung liegt beim Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Petra Stanat. Am IQB wurden die eingesetzten Messinstrumente und Fragebögen entwickelt, erprobt und optimiert. Mit der Organisation und Durchführung der Studie wurde die IEA Hamburg beauftragt. Die Erhebungen in den Schulen wurden von externen Erhebungsleiter*innen durchgeführt, die von der IEA Hamburg für diese Aufgabe geschult wurden.
Die Bewertung („Kodierung“) der Antworten der Schüler*innen und die Datenaufbereitung erfolgten durch die IEA Hamburg nach Maßgaben des IQB. Die Auswertung der Daten und die Bestimmung der erreichten Kompetenzen der Schüler*innen in den Ländern wurden am IQB vorgenommen.
Die Ergebnisse der Datenauswertung werden in einem Bericht zusammengefasst, der voraussichtlich im Herbst 2025 im Rahmen einer Pressekonferenz der Bildungsministerkonferenz veröffentlicht wird. Im Anschluss an diese Veröffentlichung werden alle teilnehmenden Schulen in einer separaten Rückmeldung eine Zusammenfassung der an der Schule erzielten Ergebnisse erhalten.
Im Vergleich zu Lern- und Übungsaufgaben, die im Unterricht eingesetzt werden, waren die im IQB-Bildungstrend 2024 eingesetzten Aufgaben meist kürzer und schneller zu beantworten. Es wurden verschiedene Aufgabenformate verwendet, darunter Aufgaben mit geschlossenem Antwortformat (insbesondere sogenannte Multiple-Choice-Aufgaben, bei denen aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten auszuwählen ist) sowie Aufgaben mit offenem Format, die eine kurze, eigenständig formulierte Antwort erforderten. Geschlossene Aufgabenformate können maschinell ausgewertet werden, während offene Formate Beurteilungen durch geschulte Kodierer*innen anhand von Kodieranweisungen erfordern.
In der Studie wurden verschiedene Aufgabenhefte eingesetzt. Welches Aufgabenheft der*die einzelne Schüler*in zu bearbeiten hatte, wurde nach dem Zufallsprinzip festgelegt. Einige Hefte enthielten nur Aufgaben zum Fach Mathematik, andere Hefte enthielten nur Aufgaben zu den Naturwissenschaften. Ein Teil der Hefte umfasste sowohl Aufgaben zum Fach Mathematik als auch zu den Naturwissenschaften. Insgesamt gab es eine Vielzahl an Heften mit unterschiedlichen Kombinationen aus der Gesamtheit der Testaufgaben.
Die Testaufgaben wurden von einem Team erfahrener Lehrkräfte aus allen Ländern in der Bundesrepublik Deutschland unter fachdidaktischer Leitung und Beratung der wissenschaftlichen Kooperationspartner*innen des IQB entwickelt. Neben einer sprachlichen Überprüfung fand auch eine fachdidaktische und psychometrische Bewertung der Aufgabenqualität mit anschließender Überarbeitung der Aufgaben statt. Vor dem Einsatz der Testaufgaben im IQB-Bildungstrend wurden die Aufgaben in umfangreichen wissenschaftlichen Studien mit vielen Schüler*innen aus ganz Deutschland erprobt und optimiert. Im IQB-Bildungstrend wurden somit nur solche Testaufgaben eingesetzt, die sich in den verschiedenen Vorstudien bewährt haben.
Die Untersuchung fand an einem Vormittag in der Schule statt und dauerte insgesamt ca. 4 Zeitstunden (einschließlich mehrerer Pausen und Arbeitsanweisungen).
Lehrkräfte, sonstiges pädagogisches Personal oder Erziehungsberechtigte erhielten und erhalten zu keinem Zeitpunkt Einblick in die Testantworten oder die Angaben der Schüler*innen im Fragebogen. Die bearbeiteten Testhefte und Fragebögen wurden von den Erhebungsleiter*innen nach der Bearbeitung eingesammelt und direkt an die IEA Hamburg weitergeleitet. Im Anschluss an die Erhebungen wurden die Daten durch die IEA Hamburg eingegeben, verarbeitet und in pseudonymisierter Form (d. h. ohne Schul- und Schüler*innennamen) an die Studienleitung am IQB zur Auswertung übermittelt. Alle Berichte über die Ergebnisse der Studie werden auf zusammengefassten Daten beruhen. Es wird also nicht möglich sein, die Ergebnisse einzelnen Personen zuzuordnen. Die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung der Studie. Alle im Rahmen der Studie eingesetzten Unterlagen und Abläufe wurden vorab datenschutzrechtlich geprüft und vom Ministerium des jeweiligen Bundeslandes genehmigt.
Beispielaufgaben 🔗
Die folgenden Beispielaufgaben wurden für Schüler*innen an allgemeinen Schulen entwickelt.
- Leitidee 1 - Zahl:
Aufgabe Zapfsäule
Lösung Zapfsäule - Leitidee 2 - Messen:
Aufgabe Das unmögliche Dreieck
Lösung Das unmögliche Dreieck - Leitidee 3 - Raum und Form:
Aufgabe Spiegelung
Lösung Spiegelung - Leitidee 4 - Funktionaler Zusammenhang:
Aufgabe Tankanzeige
Lösung Tankanzeige - Leitidee 5 - Daten und Zufall:
Aufgabe Landtagswahl
Lösung Landtagswahl
Für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) wurden von Expert*innen aus der Sonderpädagogik angepasste Aufgaben entwickelt, die mit der folgenden Beispielaufgabe illustriert werden.
Beispielaufgabe für Schüler*innen mit SPF
- Biologie Fachwissen:
Aufgabe Gänsehaut
Lösung Gänsehaut - Biologie Fachwissen:
Aufgabe Oberflächenprinzip
Lösung Oberflächenprinzip - Biologie Erkenntnisgewinnung:
Aufgabe Pflanzennährstoffe
Lösung Pflanzennährstoffe - Biologie Erkenntnisgewinnung:
Aufgabe Versuche mit Wasserflöhen
Lösung Versuche mit Wasserflöhen
- Chemie Fachwissen:
Aufgabe Energieumsatz bei chemischen Reaktionen
Lösung Energieumsatz bei chemischen Reaktionen - Chemie Fachwissen:
Aufgabe Auch Metalle brennen
Lösung Auch Metalle brennen - Chemie Erkenntnisgewinnung:
Aufgabe Sauberes Wasser
Lösung Sauberes Wasser - Chemie Erkenntnisgewinnung:
Aufgabe Temperatur und Reaktionsgeschwindigkeit
Lösung Temperatur und Reaktionsgeschwindigkeit
- Physik Fachwissen:
Aufgabe Sieden
Lösung Sieden - Physik Fachwissen:
Aufgabe Energieerhaltung
Lösung Energieerhaltung - Physik Erkenntnisgewinnung:
Aufgabe Untersuchungen zum elektrischen Widerstand
Lösung Untersuchungen zum elektrischen Widerstand - Physik Erkenntnisgewinnung:
Aufgabe Das Gewitter
Lösung Das Gewitter
Weitere Informationen 🔗
IEA Hamburg
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