Universität Bonn: Forschungsprojekt zur Noteninflation
Um was geht es? 🔗
Schulnoten bilden eine zentrale Informationsgrundlage im Kontext von Übergangsempfehlungen und -entscheidungen nach der Grundschule und der Sekundarstufe I, beruflichen Auswahlprozessen und der Studienplatzvergabe in numerus clausus-beschränkten Fächern. Darüber hinaus stehen sie im Zusammenhang mit schulischem und beruflichem Erfolg. Auch aus pädagogischer Sicht sollen Noten, neben der Selektion von Schülerinnen und Schülern, eine ganze Reihe weiterer Funktionen erfüllen. Beispielsweise sollen sie Leistungsstände kommunizieren oder motivierende Anreize setzen.
Was ist das Ziel? 🔗
Das Verbundprojekt INFLATE, das in enger Zusammenarbeit mit dem DIPF|Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, der HMU Health and Medical University Potsdam sowie dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt wird, beschäftigt sich im Kern mit der inflationären Vergabe von guten oder sehr guten Schulnoten, der sogenannten Noteninflation. Mit diesem Begriff wird in der wissenschaftlichen Literatur ein Phänomen bezeichnet, das durch eine systematische Verbesserung von Noten oder Notendurchschnitten ohne eine parallel dazu verlaufende Steigerung der tatsächlichen Leistungen beziehungsweise Kompetenzen gekennzeichnet ist. Das Forschungsprojekt zielt auf eine umfassende Untersuchung dieses Phänomens in Deutschland in der Primarstufe und der Sekundarstufe I ab. Dabei werden auch die angestrebten Schulabschlüsse und Übergangsempfehlungen in den Blick genommen.
Wie gehen die Forschenden vor? 🔗
Das Projektteam nutzt unterschiedliche Large-Scale Datensätze, zum Beispiel Daten des IQB-Bildungstrends oder des Programmes for International Student Assessment (PISA). Die verschiedenen Large-Scale Daten werden in einem ersten Schritt zunächst harmonisiert, bevor anschließend untersucht wird, ob sich für Deutschland inflationäre, stagnierende oder gegebenenfalls sogar deflationäre Entwicklungstendenzen von Schulnoten und Kompetenzen der SchülerInnen zeigen.
Von wem wird es gefördert und wie hoch ist die Fördersumme? 🔗
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Verbundprojekt mit insgesamt rund einer halben Million Euro. Davon gehen rund 240.000 Euro nach Bonn.
Wie ist die Laufzeit? 🔗
Das Projekt ist im Mai 2025 gestartet. Es ist eine Laufzeit von drei Jahren vorgesehen.
Wann ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen? 🔗
Mit ersten belastbaren Ergebnissen rechnen die Wissenschaftler*innen im Frühjahr 2026.
Wer ist beteiligt? 🔗
Neben Prof. Dr. Nicolas Hübner und Thorsten Fahrbach von der Universität Bonn sind Dr. Marko Neuman und Judith Weinecke (beide DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation), Prof. Dr. Malte Jansen (HMU Health and Medical University Potsdam und Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) der Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Petra Stanat (IQB) und Prof. Dr. Michael Becker (Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund) sowie Dr. Lars Hoffmann (IQB) beteiligt.