NEPS-SPP

The role of immigrants' first and second language proficiency for social integration (NEPS-SPP)


Leitung

Prof. Dr. Petra Stanat

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Kristin Schotte

Kooperationspartnerin

Prof. Cornelia Kristen (Universität Bamberg)

Laufzeit

15. April 2012 bis 14. April 2015 (1. Laufzeit)
01.03.2016 bis 31.10.2021 (2. Laufzeit)

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Weitere Informationen

NEPS


Projektbeschreibung

Welche Faktoren die Integration von Kindern und Jugendlichen aus zugewanderten Familien in das Bildungssystem bedingen, stellt eine herausfordernde Forschungsfrage dar, der in unterschiedlichen Disziplinen nachgegangen wird, so etwa in der Erziehungswissenschaft, der Soziologie und der Psychologie. Die Ergebnisse verschiedener Forschungslinien haben wiederholt gezeigt, dass Heranwachsende aus zugewanderten Familien im Bildungsbereich weniger erfolgreich sind als Kinder und Jugendliche
 ohne Zuwanderungshintergrund, etwa in Bezug auf die Muster der Bildungsbeteiligung, die erreichten Bildungsabschlüsse und den schulischen Kompetenzerwerb (z.B. Stanat, 2008; Stanat & Christensen, 2006). Darüber hinaus bestehen migrationsspezifische Disparitäten beim Übergang in die berufliche Ausbildung und im Erfolg auf dem Arbeitsmarkt. Aus ressourcenorientierter Perspektive werden Sprachkenntnisse als eine wichtige Bedingung für die Sozialintegration und insbesondere für die Integration in das Bildungssystem angesehen. Während weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass der kompetenten Beherrschung der Sprache des Aufnahmelandes (L2) für die Integration eine zentrale Bedeutung zukommt, ist die Rolle der Herkunftssprache (L1) aus theoretischer Sicht umstritten (z.B. Dollmann & Kristen, 2010; Esser, 2006).

An dieser Stelle setzt das interdisziplinäres Projekt „The role of immigrants' first and second language proficiency for social integration“ an, das untersucht, welche Rolle sowohl herkunftssprachliche als auch zweitsprachliche Kompetenzen von Schüler*innen mit Zuwanderungshintergrund für die Sozialintegration im Aufnahmeland spielen (vgl. Kristen et al., 2011). Im Kern geht es darum, Einflüsse sprachlicher Ressourcen von Personen mit Zuwanderungshintergrund auf den Bildungserfolg zu untersuchen, wobei verschiedene Aspekte der Kompetenzentwicklung ebenso in Blick genommen werden wie Bildungsentscheidungen und die erreichten Bildungsabschlüsse. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Rolle herkunftssprachlicher Kompetenzen (L1).

Zusätzlich zum Bildungserfolg wird der Einfluss sprachlicher Kompetenzen auf weitere Aspekte der Sozialintegration untersucht: Arbeitsmarkterfolg, psychisches Wohlbefinden, soziale Anpassung sowie kulturelle Identität (vgl. Edele, Stanat, Radmann & Segeritz, 2013). Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren die sprachliche Kompetenzentwicklung in der Herkunftssprache und der Zweitsprache auf unterschiedlichen Ebenen beeinflussen.

Derzeit werden zur Erfassung sprachlicher Kompetenzen in großen Studien oft Selbsteinschätzungen eingesetzt, insbesondere bei der Erhebung herkunftssprachlicher Kompetenzen. Die Validität solcher Selbsteinschätzungen ist jedoch fraglich. Ein methodisches Anliegen des Projekts besteht deshalb darin, Selbsteinschätzungen und objektive Kompetenzmessungen zur Erfassung der L1 und der L2 zu vergleichen und zu prüfen, inwieweit selbstberichtete Einschätzungen mit objektiven Kompetenzmessungen übereinstimmen.

Diese Forschungsfragen werden anhand von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) analysiert, das unter anderem aufgrund der objektiven Erfassung von Kompetenzen in der L1 und der L2 in der siebten und neunten Klassenstufe eine geeignete Datenbasis bietet (zur Erfassung und Skalierung der L1 vgl. Edele, Schotte, Hecht & Stanat, 2013). Insgesamt zielt das Projekt darauf ab, den Forschungsstand zur Rolle sprachlicher Kompetenzen für den Bildungserfolg von Schüler*innen mit Zuwanderungshintergrund – insbesondere in Bezug auf die Herkunftssprache – zu erweitern und zu vertiefen.

Ausgewählte Publikationen

  • Edele, A., Schotte, K. & Stanat, P. (2016). Assessment of immigrant students’ listening comprehension in their first languages (L1) Russian and Turkish in grade 9: Test construction and validation. In H.-P. Blossfeld, J. von Maurice, M. Bayer & J. Skopek (Hrsg.), Methodological issues of longitudinal surveys. The example of the National Educational Panel Study (S. 441-463). Frankfurt am Main/New York: Springer.
  • Edele, A. & Stanat, P. (2016). The role of first-language listening comprehension in second-language reading comprehension. Journal of Educational Psychology, 108(2), 84-110. doi:10.1037/edu0000060
  • Kempert, S., Edele, A., Rauch, D., Wolf, K.M., Paetsch, J., Darsow, A., Maluch, J., & Stanat, P. (2016). Die Rolle der Sprache für zuwanderungsbezogene Ungleichheiten im Bildungserfolg. In C. Diehl, C. Hunkler & C. Kristen (Hrsg.), Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf: Mechanismen, Befunde, Debatten (S. 157-241). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Olczyk, M., Seuring, J., Will, G. & Zinn, S. (2016). Migranten und ihre Nachkommen im deutschen Bildungssystem: ein aktueller Überblick. In C. Diehl, C. Hunkler & C. Kristen (Hrsg.), Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf: Mechanismen, Befunde, Debatten (S. 157-241). Wiesbaden: VS Verlag.
  • Stanat, P. & Edele, A. (2016). Language proficiency and the integration of immigrant students in the education system. In M. Buchmann, R. A. Scott & S. M. Kosslyn (Hrsg.), Emerging trends in the social and behavioral sciences: An interdisciplinary, searchable, and linkable resource. Hoboken, NJ: Wiley.
  • Strobel, B. (2016). Does family language matter? The role of foreign language use and family social capital in the educational achievement of immigrant students in Germany. Ethnic and Racial Studies, 39(14), 2641-2663. doi:10.1080/01419870.2016.1145712
  • Strobel, B., & Seuring, J. (2016). Spracherhalt oder Sprachverlagerung?. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 68(2), 309.
    doi:10.1007/s11577-016-0360-y
  • Edele, A., Seuring, J., Kristen, C. & Stanat, P. (2015). Why bother with testing? The validity of immigrants’ self-assessed language proficiency. Social Science Research, 52, 99-123. doi:10.1016/j.ssresearch.2014.12.017
  • Strobel, B., & Kristen, C. (2015). Erhalt der Herkunftssprache?–Muster des Sprachgebrauchs in Migrantenfamilien. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 18(1), 125-142. doi:10.1007/s11618-014-0607-1
  • Edele, A., Schotte, K., Hecht, M. & Stanat, P. (2012). Listening comprehension tests of immigrant students’ first languages (L1) Russian and Turkish in grade 9: Scaling procedure and results (NEPS Working Paper No. 13). Verfügbar auf der Website des Nationalen Bildungspanels unter: https://www.neps-data.de/Portals/0/Working%20Papers/WP_XIII.pdf

KScho