BiSpra II

Bildungssprachliche Kompetenzen: Anforderungen, Sprachverarbeitung und Diagnostik

 


Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Birgit Heppt

Kooperationspartnerin

Prof. Dr. Sabine Weinert

Laufzeit

01. März 2013 bis 31. Juli 2016


Die Beherrschung der sogenannten Bildungssprache („academic language“) gilt als wichtige Voraussetzung für schulischen Erfolg. Unter Bildungssprache versteht man im Allgemeinen den für schulische Kommunikation charakteristischen Sprachgebrauch, von dem angenommen wird, dass er sich im Vergleich zur Alltagssprache z. B. durch einen anspruchsvolleren Wortschatz, eine komplexere Grammatik und eine geringere situative Einbettung auszeichnet (z. B. Bailey, 2007; Berendes, Dragon, Weinert, Heppt & Stanat, im Druck).

Es wird vermutet, dass insbesondere Kinder aus zugewanderten und/oder bildungsfernen Familien Schwierigkeiten mit einer stark akademisch geprägten Sprache haben. Bislang ist jedoch weitgehend ungeklärt, inwieweit dies tatsächlich der Fall ist und auf welche spezifischen Merkmale der Bildungssprache mögliche Schwierigkeiten zurückzuführen sind (für einen Überblick siehe Eckhardt, 2008, vgl. auch Haag, Heppt, Stanat, Kuhl & Pant, 2013).

Ziel des BiSpra-Projekts ist es daher, zu untersuchen, welche Merkmale von Bildungssprache Grundschulkindern mit unterschiedlichem sprachlichen und sozialen Hintergrund besondere Probleme bereiten und ob bzw. inwieweit sich hierbei Unterschiede zwischen Kindern aus deutschsprachigen Familien und Kindern mit nicht-deutscher Familiensprache zeigen.

In der ersten Förderphase des Projekts (BiSpra I) stand die Frage im Vordergrund, ob bei Kindern mit nicht-deutscher Familiensprache im Vergleich zu Kindern mit deutscher Familiensprache bei der Verarbeitung bildungssprachlich anspruchsvoller Texte besonders ausgeprägte Leistungsnachteile zu beobachten sind. Hierzu wurden Hörverstehensaufgaben für die zweite und dritte Jahrgangsstufe entwickelt, deren Stimulustexte sich systematisch hinsichtlich lexikalischer und grammatischer Merkmale unterscheiden, die als zentrale Charakteristika der Bildungssprache gelten (Heppt, Dragon, Berendes, Stanat & Weinert 2012). Wie sich zeigte, verschwanden differenzielle Effekte eines bildungssprachlich geprägten Wortschatzes auf die Hörverstehensleistungen von Schüler*innen mit nicht-deutscher Familiensprache bei Kontrolle des sozialen und bildungsbezogenen familiären Hintergrunds. Die vorliegenden Ergebnisse stützen die Annahme, dass Schüler*innen mit nicht-deutscher Familiensprache bei der Verarbeitung bildungssprachlich komplexer Hörverstehenstexte spezifische Schwierigkeiten haben, demnach nur teilweise.

Im Rahmen der zweiten Förderphase des Projekts werden die folgenden Ziele verfolgt:

  1. Zum einen soll ein standardisiertes Testinstrument entwickelt werden, das es erlaubt, schulrelevante sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Kindern in den Jahrgangsstufen 2 bis 4 zu erfassen.
  2. Weiterhin soll die prognostische Validität bildungssprachlicher Fähigkeiten für den schulischen Kompetenzerwerb im Grundschulalter untersucht werden.
  3. Darüber hinaus sollen die Entwicklungsverläufe des Erwerbs bildungssprachlicher Fähigkeiten bei Schüler*innen unterschiedlicher sprachlicher und/oder sozialer Herkunft miteinander verglichen werden.

Hierzu werden weitere Aufgaben zur Erfassung bildungssprachlich anspruchsvollen Hörverstehens entwickelt, die für den Einsatz in der vierten Jahrgangsstufe geeignet sind. Zusätzlich zu diesem funktional-integrativen Sprachmaß sollen Aufgaben zur Erfassung sprachkomponenten-bezogener Fähigkeiten konzipiert und erprobt werden. Neben der Weiter- und Neuentwicklung von Aufgaben zur Überprüfung des Konnektorenverständnisses (z. B. „daher“, „obwohl“, „anschließend“) sind in diesem Zusammenhang auch erste Arbeitsschritte zur Entwicklung von Aufgaben zum bildungssprachlichen Wortschatz geplant.

Die neu entwickelten und pilotierten Aufgaben werden anschließend in einer Messwiederholungsstudie mit zwei Alterskohorten (Startkohorten: 2. und 3. Jahrgangsstufe) validiert. Durch ihre längsschnittliche Anlage wird die Studie wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung bildungssprachlicher Fähigkeiten und deren prognostische Bedeutung für den schulischen Kompetenzerwerb im Grundschulalter liefern.

Ausgewählte Publikationen & Literatur

  • Bailey, A. L. (Hrsg.). (2007). The language demands of school. Putting academic English to the test. New Haven: Yale University Press.
  • * Berendes, K., Dragon, N., Weinert, S., Heppt, B. & Stanat, P. (im Druck). Hürde Bildungssprache? Eine Annäherung an das Konzept „Bildungssprache“ unter Einbezug aktueller empirischer Forschungsergebnisse. In A. Redder & S. Weinert (Hrsg.), Sprachförderung und Sprachdiagnostik. Perspektiven aus Psychologie, Sprachwissenschaft und empirischer Bildungsforschung. Münster: Waxmann.
  • Eckhardt, A. G. (2008). Sprache als Barriere für den schulischen Erfolg. Potentielle Schwierigkeiten beim Erwerb schulbezogener Sprache für Kinder mit Migrationshintergrund. Münster: Waxmann.
  • Haag, N., Heppt, B., Stanat, P., Kuhl, P., & Pant, H. A. (2013). Second language learners' performance in mathematics: Disentangling the effects of academic language features. Learning and Instruction, 28, 24 – 34.
  • * Heppt, B., Dragon, N., Berendes, K., Stanat, P. & Weinert, S. (2012). Beherrschung von Bildungssprache bei Kindern im Grundschulalter. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 3, 349 – 356.

Anmerkung. Mit * gekennzeichnete Publikationen sind im Rahmen des Projekts entstanden.



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